Der dreimalige Glockenklang
Die fromme Sitte, morgens, mittags und abends die Glocken zu läuten und dadurch das christliche Volk zur Begrüßung der Himmelskönigin aufzufordern, ist vor mehr als 550 Jahren im südlichen Frankreich aufgekommen.
Papst Johann XXII. führte dieselbe im Jahre 1327 in Rom ein, und von hier aus verbreitete sich diese schöne und heilsame Andacht bald über den ganzen Erdkreis. Papst Benedikt XIII. verleiht jedem, so oft als er den «Engel des Herrn» reumütig betet, einen Ablaß von 100 Tagen, und jenen, die ihn täglich dreimal einen Monat lang beten, einen vollkommenen Ablaß unter den gewöhnlichen Bedingungen. Um diese Ablässe zu gewinnen, muß man folgendes wohl beobachten:
1. Muß man den «Engel des Herrn» beim Glockenzeichen und kniend verrichten, nur vom Samstag Abend bis Sonntag Abend stehend. 2. In der österlichen Zeit betet man statt «Der Engel des Herrn» das Gebet: «Himmelskönigin, erfreue dich» (Regina coeli), immer stehend. 3. Wer dieses Gebet «Himmelskönigin» nicht auswendig kann, betet auch in der Osterzeit den «Engel des Herrn». 4. In jenen Gegenden, wo nicht geläutet wird, verrichtet man diese Gebete ungefähr zur angegebenen Zeit: morgens, mittags und abends. 5. Wer vernünftigerweise verhindert ist, niederzuknien oder auf das Glockenzeichen zu achten, kann doch die Ablässe gewinnen, wenn er dem «Engel des Herrn» noch hinzufügt: «Bitte für uns, o heilige Gottesgebärerin», mit dem betreffenden Gebet – oder in der Osterzeit einfach das «Himmelskönigin», wie angegeben. 6. Wer die bezeichneten Gebete nicht auswendig weiß oder nicht ablesen kann, betet statt derselben fünf Gegrüßet seist du, Maria.
[Quelle, vgl.: P. Leonhard Goffine «Christkatholische Handpostille», Herder’sche Verlagsbuchhandlung 1898, Imprimatur, S. 541/542.]